Was ist mit Deutschland los in dieser Zeit?

Wir lassen uns verleumden und beschrei’n.

Man sucht auf allen Feldern mit uns Streit.

Wir sind nur noch am dienern und verzeih’n.

Ich sag es allen Deutschen frei und offen:

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

 

Verdorben scheint Nation, Kultur und Kunst

Durch Lug und Trug und üble Narretei.

Des Kaisers neue Kleider sind in Gunst,

Und alle Toren stimmen lärmend bei.

Den Narren stehen alle Tore offen.

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

 

Vergessen scheinen Liebe, Treu und Glauben.

Die Heimat wird verketzert und gebannt.

Man wollte uns der Väter Gräber rauben,

und hat die Gotteshäuser abgebrannt.

Solang wir leben, bleibt die Wunde offen.

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

 

Vertrieben hat man uns von Haus und Wald.

Gemeuchelt uns’re Schwestern, Mütter, Brüder.

Die Gründe dafür fanden Sieger bald.

Zerstreuten uns, doch fanden wir uns wieder,

Und halten treu noch die Erinn’rung offen.

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

 

Verraten wurden wir im eig’nen Land.

Man hielt uns mit verlog’nem Schwätzen nieder.

Die Sehnsucht nach der Heimat war verbannt.

Doch singen wir noch die vertrauten Lieder,

Und denken weiter ehrlich, frei und offen.

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

 

Was soll aus Deutschland werden mit der Zeit?

Es werden kaum noch Kinder uns gebor’n.

Schon macht sich Haß und Ungeist bei uns breit,

die schöne deutsche Sprache geht verlor’n.

Wir Deutschen sind vom Niedergang betroffen.

Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Wolfgang Köpp (* 30. Mai 1933 in Fürstenwalde) ist ein deutscher Schriftsteller. Der promovierte Veterinär war zur DDR-Zeit als Tierarzt im Bezirk Neubrandenburg tätig. Seit 1971 praktizierte er in Alt Rehse, wo er noch heute wohnt. Von 1994 bis 2001 war er Bürgermeister von Alt Rehse.