Unsere Handballnationalmannschaft, die sich in mehrfacher Hinsicht von der nach Katar geschickten Fußballmannschaft sympathisch abhebt, tritt nun im Viertelfinale gegen Frankreich an. Dort wird dann die Marseillaise erklingen, die von den Franzosen stets mit voller Leidenschaft und Nationalstolz gesungen wird.
Die Hymne hat es in sich. Sie wurde 1792 bei der Kriegserklärung gegen Österreich als Kriegslied für die Armee am Rhein verfasst. Das Lied wurde schnell zur Nationalhymne, was gemäß Artikel 2 der französischen Verfassung von 1958 nochmals bestimmt wurde. Der martialische und blutrünstige Text wirkt zumindest auf deutsche Gemüter irritierend.
Allein der Refrain
Zu den Waffen, Bürger! / Formt Eure Reihen / Marschieren wir, marschieren wir! / Bis unreines Blut / unserer Äcker Furchen tränkt!
wirkt schockierend.
Dennoch spricht die wunderschöne Melodie der Marseillise auch den Nichtfranzosen an. Ich bewundere unsere Nachbarn, wie sie unbefangen und mit Leidenschaft an ihrer geschichtsträchtigen Hymne festhalten und nicht im Traum daran denken, sie einer Zensur des Zeitgeistes zu unterwerfen.
Wie anders wir Deutsche. Das Lied der Deutschen, von Hoffmann von Fallersleben 1841 auf Helgoland gedichtet, offizielle Hymne der Weimarer Republik, drückt mit seiner ersten Strophe die Liebe zum Vaterland aus und benennt hier den deutsch besiedelten Raum, was natürlich mit Flucht und Vertreibung nicht kompatibel ist und somit der Revision zum Opfer fallen musste.
Nein, kein neuer Streit um die Nationalhymne. Die dritte Strophe des Deutschlandliedes ist jetzt unser aller Hymne. Aber es ist erhellend, wie andere Völker mit ihren Traditionen und Symbolen umgehen.